Ein leichtfüßiger Bauerntanz, die Aria sopra la Bergamasca des italienischen Barockkomponisten Marco Uccellini, zeigt gleich zu Beginn, was Barockmusik ohne Umschweife kann – sie geht ins Herz und ins Bein!
Nicht wie sonst im Mittelfoyer des Staatstheaters, sondern in der Deutschherrnkapelle in Altsaarbrücken, im ältesten noch bestehenden Bauwerk der Stadt, spielt das Saarländische Barockensemble im 7. Kammerkonzert des Saarländischen Staatstheaters Musik aus jener fernen Zeit, die »jauchzende Freude« besang.
Georg Philipp Telemann vertonte in seiner »Burlesque de Don Quixote« die Abenteuer des traurigen Ritters aus der 1605 erschienenen und gleich zum Bestseller avancierten Geschichte von Miguel Cervantes. Einfach die Augen schließen, denn wenn die Musiker wild entschlossen die Windmühlen attackieren, sieht man ihn förmlich kämpfen. Und wer würde bei den zart schmachtenden Seufzern der Streicher nicht mit ihm fühlen, Don Quijote sehnt seine Prinzessin herbei, doch die ein wenig auf der Stelle tretenden, sanft ausklingenden Töne lassen keinen Zweifel daran, dass auch Dulcinella ein Hirngespinst ist. Im nächsten Schritt der Orchestersuite ergießt sich grober Spott über Sancho Pansa, dann hört man Don Quijotes Pferd Rosinante im gemächlichen Galopp, während der etwas störrische Esel des Gefährten allerlei Kapriolen schlägt.
Nicolaus Harnoncourt erklärte die Anziehungskraft barocker Musik sich auf Johann Sebastian Bach beziehend einmal so: »Die westliche Welt hat den Rest der Welt in den letzten zwei-, dreihundert Jahren schrittweise damit infiziert, sich immer mehr auf das Verwertbare zu konzentrieren. Das Nützliche, Zweckhafte. Das ist aber nur die Hälfte des Menschseins. Vielleicht hat mancher noch ein schwer zu definierendes Gefühl, auch die andere Hälfte zu brauchen.«
Das Saarländische Barockensemble gründete sich 2007 aus freischaffenden Musikern und Mitgliedern des Saarländischen Staatsorchesters mit dem Ziel, historisch informierte Aufführungspraxis auf Originalinstrumenten bzw. originalgetreuen Kopien zu präsentieren.
Sonntag, 15. April 2018, 19 Uhr, Deutschherrnkapelle
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