das Haus betreffend

Opernproduktion des Staatstheaters bis 20. April auf ARTE concert zu sehen

Es ist vielleicht die europäischste Oper überhaupt: Gioachino Rossinis „Guillaume Tell“ stammt aus der Feder eines Italieners, der in französischer Sprache ein deutsches Sturm-und-Drang-Drama bearbeitet, das in der Schweiz spielt. „Guillaume Tell“ markiert aber auch den Übergang von der verspielten italienischen Unterhaltungsoper zur Grand Opéra des mittleren 19. Jahrhunderts – ein Abgesang, ein Übergang, nein – ein Aufbruch in die Moderne. Dabei bleibt die Thematik zeitlos aktuell: die Unterdrückung eines Volkes, der Machthunger der Stärkeren und der Zynismus, der sie amüsiert.

Zu seinem Amtsantritt im August 2017 wählte der neue Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters, Bodo Busse, den Mythos um den Schweizer Nationalhelden bewusst als Eröffnungspremiere aus.

Regisseur Roland Schwab macht aus seiner Inszenierung des „Guillaume Tell“ ein politisches Drama. Er zeigt den Tell nicht zerrissen zwischen Familie und Widerstand, sondern als einen Mann mit Mission. Tell geht nicht nur den steinigen Weg zur Freiheit, er verkörpert sie. Innerlich gefesselt beginnt die Oper in einer Gefängniszelle und endet auf einem imaginierten Steg, der nicht nur in die Weite eines alpenländischen Sees führt, sondern metaphorisch den Blick für das Wesentliche öffnet.

In Saarbrücken, nur wenige Kilometer vom geschichtsträchtigen Ort Schengen entfernt, spielt das freie und solidarische Europa schon immer eine Hauptrolle. Steht auf, wenn Ihr Schweizer seid? Nein: Bleibt wachsam, wenn Ihr Europäer seid!

Online auf ARTE Concert concert.arte.tv ab sofort bis Freitag, 20. April 2018.

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