n°2 (23/24): unser neuestes Stück DIE GLÜCKLICHEN UND DIE TRAURIGEN & OWEN PALLETT in der Konzertsaison
MÄGDE! BUBEN!
Hin und wieder lächelt es uns zu, das Universum, und der Beweis für den gütigen Allgott, der schlägt sich manchmal nieder im Spielplan, wenn die Suche nach Spielterminen von Erfolg gekrönt ist und wir mit ganz Besonderem aufwarten können. Oder wie in diesem Fall mit ganz Vermessenem, wenn wir kleine Buchte kurzerhand bei einem der ganz Großen der internationalen Popmusik anklopfen, dessen Filmmusik zu Spike Jonzes großartigem Liebesfilm HER 2013 sogar für einen Oscar nominiert wurde, und der dann auch noch glatt zusagt, weswegen wir hier verkünden dürfen: OWEN PALLETT schlägt bei uns auf! Und wir könnten nicht stolzer sein!
Tausendsassa Owen Pallett in concert
Mit seinem orchestralem Folk-Pop gehört Owen zu den wohl produktivsten Komponisten und Kollaborateuren Kanadas. Als Solokünstler hat Owen eine Reihe von hochgelobten Soloalben veröffentlicht und wurde 2006 mit dem Polaris Prize ausgezeichnet. Regelmäßige Zusammenarbeit verbindet ihn mit der kanadischen Band Arcade Fire, mit der Owen 2010 für die Mitarbeit am Album The Suburbs mit einem Grammy Award für das beste Album des Jahres ausgezeichnet wurde. Als Produzent und Arrangeur hat Owen mit Frank Ocean, Caribou, Charlotte Gainsbourg, The National, Taylor Swift, R.E.M., Wolf Alice, Fucked Up, Keane, den Pet Shop Boys, Christine And The Queens, Titus Andronicus, Julia Jacklin, The Last Shadow Puppets, Duran Duran, Banks, Snow Patrol, The Weather Station, Sigur Rós, Linkin Park, Buffy Sainte-Marie, Sharon Van Etten, The Mountain Goats, Beirut, Lana Del Rey und Superchunk zusammengearbeitet.
Owens jüngstes Album Island wurde 2020 bei Secret City Records und Domino Recording Co. veröffentlicht. Sechs Jahre liegen zwischen diesem und seinem letzten Meisterwerk von 2013 - In Conflict. Dass die Pause zwischen diesem Album und dessen Vorgänger so groß wurde, habe hauptsächlich an psychischen Problemen gelegen, gibt Owen in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur im Mai 2020 zu: „Wenn du glaubst, dass du verrückt bist, ist das Letzte, was du tun möchtest, ein Album rauszubringen und damit auf Tour zu gehen.“
Diese Probleme verarbeitet Pallett mittels seiner Musik – auch suizidale Depressionen. Das Ende einer 13 Jahre langen Beziehung habe das Album geprägt. „Die Schlüsselzeile auf dem Album ist diese hier: ‚Freedom and loneliness, one and the same‘. Mein Freund und ich mussten Schluss machen, wir haben den Abstand gebraucht. Jetzt bin ich frei, aber auch einsam.“ Eine weiteres zentrales Thema auf Island ist „Leere“: „Wenn ich über die Leere singe, über Einsamkeit und Depressionen, dann versuche ich, Hoffnung in diese Worte zu legen. Ich versuche, mein Leben nach den Prinzipien Hoffnung und Optimismus auszurichten“, so Owen Pallett. Pallett versucht außerdem, mit seiner Musik Menschen mit ähnlichen psychischen Erkrankungen zu unterstützen: „Ich habe versucht, ein paar meiner Bewältigungsstrategien, die mich haben weiterleben lassen, in den Songs unterzubringen.“
„Kein Mensch ist eine Insel“, postulierte der englische Dichter John Donne 1624. Manchmal fühlt es sich aber eben doch so an, als wäre man auf sich allein gestellt: auf einem Eiland. Dieses Gefühl beschwört Owen auf Island herauf, begleitet nur von sich selbst auf einer akustischen Gitarre und mit einem Fingerpicking, das an Nick Drakes Meisterwerk Pink Moon (1972) erinnert.
Bekannt ist Owen vor allem für seine legendären Live-Auftritte: nur er, die Gitarre, seine Violine und die Loop-Station. Und mehr braucht es auch wirklich nicht, um ins Symphonische vorzustoßen, wobei wir nur hoffen können, dass sein Konzert in der sparte4 diesem Ruf ebenso gerecht werden wird!
Leider müssen wir euch hierüber aber auch mitteilen, dass der als Support angekündigte JUNGSTÖTTER seine Tour in diesem Zeitraum krankheitsbedingt absagen musste. Wir verfluchen Corona, wünschen Jungstötter alias Fabian Altstötter allesalles Gute und rasche Besserung und bemühen uns derzeit um adäquaten Ersatz, den wir euch zeitnah über die üblichen Kanäle wie Homepage oder unseren Facebook-Account mitteilen werden. Unser Hauptact Owen Pallett ist davon aber nicht betroffen und wird auf alle Fälle spielen.
Tickets für die Konzertsaison am 24.11. gibt's hier!
ÜBER DIE GLÜCKLICHEN UND DIE TRAURIGEN
Unsere zweite Uraufführung diese Spielzeit feierte ihre erfolgreiche Premiere!
"Das Leben ist wie eine Cola. Dunkel und mit kleinen goldenen Perlen drin, und manchmal hat man Glück, und der süße Geschmack wird etwas durch eine Scheibe Zitrone erträglich gemacht. Weil das Leben viel zu schön ist. Viel zu süß, das hälst du nicht aus. Man erträgt dieses Glück nicht mehr. Es ist zu viel. Es ist zu schön alles."
Das Bundesland Niedersachsen ist hochverschuldet. Man war für die ökologischen Fehltritte eines ortsansässigen Autokonzerns aufgekommen, jetzt droht die Pleite. Kein Geld mehr für Kultur, für Straßenbau, für Sozialleistungen. Da kommt eine anonyme Investorin wie gerufen: Sie möchte gleich eine ganze Stadt kaufen, verschiffen und an einem noch geheimen Ort als Freizeitpark begehbar machen. 32 Milliarden Euro plus Versandkosten bietet sie für eine kleine Gemeinde am Deister, die nun mitsamt Freibad, Stadtbücherei und Bewohnern zur Schuldentilgung in 19.000 Container verpackt und auf ein Frachtschiff verladen wird. Ziel unbekannt. Einander hemmungslos ausgeliefert, sinnieren die Verschifften (oder besser noch: die Versklavten) über das Miteinander und das Gegeneinander, über Liebe und Nähe, über Heimat und Herkunft. Immer geprägt von der merkwürdigen Sehnsucht und Verheißung, stets glücklich zu sein, verhandeln Glückliche wie Traurige in komischen, poetischen, traurigen, philosophischen Gesprächsfetzen, was das Leben lebenswert macht. Aber wenn alles um einen herum, einschließlich man selbst, zur Ware wird, was bleibt davon übrig? Und vor allem: wer?
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Während der Proben und Vorbereitungen zur anstehenden Premiere traf unsere stückbetreuende Dramaturgin Gesa Oetting die Berliner Puppenbauerin LARISSA JENNE zum Gespräch, die mit der Herstellung einer Großpuppe für die Produktion beauftragt wurde. Dabei sprach man über ihre Arbeit als Puppenbauerin, besagte Puppe für Die Glücklichen und die Traurigen und über nachhaltige Materialnutzung im Theater.
Puppenbauerin Larissa Jenne
Du hast Bühnen- und Kostümbild studiert, wie bist du zum Figurenbau gekommen?
Ich habe in meiner Studienzeit bei der Langen Nacht der Theater in der Schaubude Berlin ein Figurenstück für Erwachsene gesehen. Ich saß mit offenem Mund da und war völlig ins Stück eingetaucht. Das war so ein intensives, berauschendes Erlebnis. Danach wusste ich: Das will auch! Ich will auch mit Figuren und Objekten arbeiten!
In meiner Diplomarbeit entwickelte ich überlebensgroße Frauenfiguren auf Grundlage der Kurzgeschichte „Die drei dicken Damen von Antibes“ von Somerset Maugham. Ich beschäftigte mich mit Körperidealen, Schlankheitswahn und Fressattacken, auch mit dem grotesken Körper und der Stärke von Außenseiterfiguren. Dieser erste Versuch, mich einem Thema mit Figurenbau anzunähern, erinnert mich im Nachhinein an einen bildhauerischen Prozess. Mir wurde klar, dass man mit Figurenspiel sehr extrem werden kann.
Nach dem Studium probierte ich Figuren in eigenen Projekten aus, baute dann auch Puppen für andere Figurenspieler*innen und bringe seit einiger Zeit auch eigene Stücke auf die Bühne, bei denen das Material, Figuren und Objekte eine zentrale Rolle spielen.
Der Puppenkopf im Rohzustand in Larissa Jennes Berliner Atelier
Wie entsteht die Idee für die Figur für ein Stück? Und wie ist die Puppe für Die Glücklichen und die Traurigen entstanden?
Erstmal lese ich das Stück, recherchiere zum Thema und höre mir die Ideen der Kolleg*innen im Team an. Ich fertige Skizzen an, sammle Bilder und recherchiere. Ich mag es, erstmal alle Assoziationen zuzulassen und dann langsam einzukreisen, wohin die Reise geht.
Die Glücklichen und die Traurigen spielt auf einem verlorenen Schiff, das auf den Weltmeeren treibt. Die auftauchende Figur erscheint wie ein Geist oder Ungeheuer, ist aber in erster Linie Projektionsfläche der Ängste der Menschen auf dem Schiff. Sie sollte wachsen und drohend groß werden können, so der Wunsch des Regisseurs Thorsten Köhler.
In meiner Phantasie ist sie eine Gestalt des Meeres, eine Gestalt der Natur vielleicht, völlig aus der Zeit und dem Rahmen der modernen Schiffspassagiere gefallen. Sie bewegt sich schwebend oder schwimmend und ist relativ unkörperlich, schwer zu fassen. Inspiration lieferten unter anderem die Sirenen, weibliche Figuren, die schon seit der Antike Seefahrern erscheinen und sie locken. Ich liebe die Welt der Mythen. Sie bergen viel Potenzial für ein tieferes Verständnis von Figuren und Zusammenhängen, egal wie alt oder neu das Theaterstück ist – sie sind die Schatzkammer menschlicher Vorstellungen über die Welt.
Während meiner Recherchen sammle ich immer Materialien, die ich eventuell beim Bau verwenden möchte und die mich auf Grund ihrer sinnlichen Eigenschaften wie Farbigkeit, Lichtdurchlässigkeit, ob fließend oder steif etc. inspirieren. Denke ich bei der Figur an Metall oder Malerplane, Seide oder Kartoffelsack? Hat sie überhaupt Augen, Arme, Haare, Schuppen? Ist sie humanoid oder vielleicht ein Insekt? Für diese Figur fiel mir unter anderem glänzende schwarze und weiße Plastikfolie in die Hände, die wunderbar schwebt und auch ein kleiner unheimlicher Link zur Verschmutzung der Meere mit Plastik sein kann.
In Gesprächen mit dem Team werden die Ideen zusammengetragen. Langsam grenzen wir ein, welche Rolle die Figur im Stück spielt und wie sie sein soll. Bei Die Glücklichen und die Traurigen habe ich mich regelmäßig mit dem Bühnen-und Kostümbildner Justus Saretz und mit dem Puppenspieler Tizian Steffen abgesprochen. Tizian kam mich mehrmals im Atelier besuchen und hat die Figur in unterschiedlichen Stadien getestet. Gemeinsam entwickelten wir die Handhabung der Figur.
Was muss eine Puppe können? Was ergeben sich für Möglichkeiten und Spielräume im Theater durch die Arbeit mit einer Puppe?
Eine Puppe erfüllt eine bestimmte Rolle im Stück. Daher muss die Figurenbauerin genau überlegen, was die Figur unbedingt können muss, um technisch sinnvoll spielbar und ausdrucksstark zu sein. Es muss auch klar sein, wie viele Spieler*innen die Figur führen werden. Es ist eine völlig andere technische Voraussetzung, ob ein oder fünf Spieler*innen die Figur führen.
Als Kostümbildnerin muss ich neben der eigentlichen kreativen Idee für das Kostüm natürlich auch die Wünsche der Spielenden beachten. Manchmal fallen ursprüngliche Ideen den Anforderungen wie Bewegungsfreiheit, Tragekomfort und durchaus auch der Eitelkeit zum Opfer. Ich fand im Figurenbau auch reizvoll, ganze Körper zu gestalten, die genau so sind, wie ich das möchte, ohne die Gegebenheiten der menschlichen Körper der Schauspielenden. Material ist nicht eitel.
Die Möglichkeiten im Figurenspiel sind unendlich! Eine Puppe kann eigentlich alles. Sie kann jedwede Form annehmen, Metamorphosen durchmachen, fliegen, auf der Bühne in echt sterben, abgeschlachtet werden und wiederauferstehen. Das geht, weil das Publikum mit den Spieler*innen eine unausgesprochene Verabredung trifft, wo gemeinsam, für die Zeit des Theaterstücks, angenommen wird, dass die Figur auf der Bühne lebt.
Anne Rieckhof, Fabian Gröver, Jan Hutter (v. li.), im Hintergrund Tizian Steffen als "die Frau im Niqab"
Wie fertigst du deine Figuren an, und wie lange dauert das in etwa? Was verwendest du für Materialien?
Bisher waren die Anforderungen an die Figuren immer so divers, dass es schwierig ist, einen Weg zu schildern oder gar die Arbeitszeit einzuschätzen. Mein Bestiarium umfasst unter anderem zwei Meter große Figuren aus Schaumstoff, Metall und Pappe, die gesamte Belegschaft der Berliner Stadtmusikant*innen plus Kuh und einen Bus voller Schattenspielfiguren. Ein Ziegenwirbelknochen, der aussah wie ein Kopf mit einer langen Nase, inspirierte mich zu einer klitzekleinen Stabpuppe, die ich kurzerhand an einem einzigen Abend baute. An einigen Figuren, die für ein bestimmtes Stück vorgesehen sind und bestimmte technische und optische Voraussetzungen erfüllen müssen, arbeite ich mehrere Wochen.
Ich liebe Materialien! Mein Atelier-Kollektiv nennt sich MATERIAL GIRLS, weil wir ständig sammeln und tauschen und wie die Elstern alles einheimsen, woraus wir noch was machen können. Die Straßen Berlins sind eine einzige Fundgrube. Was für andere Müll ist, ist für mich Material. Am nächsten liegen mir Materialien, die ich vernähen kann, sowie Schaumstoffe und Kunststoffe, die ich schnitzen kann, und natürlich Papier und Pappmaché! Vor kurzem habe ich mit Experimenten mit Plastik und Heißfön begonnen. Dabei spielt der Zufall eine große Rolle. Ich bin gespannt, ob ich damit viel Plastik in neue interessante Formen und vielleicht auf die Bühne bringen kann.
Nachhaltigkeit ist auch im Theater ein Thema. Du bist Expertin für nachhaltige Materialnutzung in den darstellenden Künsten – wie sieht das im Theater konkret, und konkret für dich aus? Auf welche Widerstände stößt du?
Haha. Ja, das großartige Netzwerk SK Freie Szene für Szenograph*innen und Kostümbildner*innen hat mich letztes Jahr eingeladen, zwei kleine Vorträge zu dem Thema Nachhaltigkeit zu halten, da ich schon seit vielen Jahren viel mit Recyclingmaterialien arbeite. Mein Fokus und Know-How liegt auf der Arbeit in der freien Theaterszene. Da gibt es riesige Unterschiede zur Struktur an Stadt- und Staatstheatern, die auf ihre Fundus-Schätze zurückgreifen können und großartige Werkstätten haben, wo Profis Kostüme und Bühnenteile umarbeiten können. In der freien Szene müssen die Künstler*innen Lagerung und Herstellung im eigenen Atelier umsetzen.
In beiden Modellen wird viel dazugekauft und bestellt. Ich kann das verstehen und ich mache das auch. Ich versuche, eine gute Balance zu schaffen zwischen meinem Anspruch, möglichst viel zu recyclen und auf die eigenen Energieressourcen zu achten. Das klappt mal mehr, mal weniger gut.
Ich habe in eigenen Produktionen versucht, auch das Bühnenbild aus Recyclingmaterial herzustellen. Zum Beispiel habe ich ganz viele hölzerne Stellwände aus zweiter Hand aufgekauft und sie dann umgestaltet. Der logistische Aufwand ist groß. Dafür mussten wir weniger Wände bauen und weniger neues Bauholz zukaufen. Bei Kostümen bestand bisher das Problem meist darin, dass z.B. Kostüme doppelt oder dreifach gebraucht wurden, Second-Hand-Kleidung aber oft nur einfach vorhanden ist.
Am einfachsten ist Wiederverwertung tatsächlich im Figurenbau. Eine Figur wird meist nicht gewaschen. Im Gegensatz zu Kostümen trägt sie meist niemand auf der Haut. Die Materialien können viel freier gewählt sein. Ich glaube außerdem daran, dass Material genauso wie Haut Geschichten, Erlebnisse und Erinnerungen speichert und deshalb gebrauchtes Material aus zweiter oder dritter oder fünfzigster Hand neuem Material gegenüber einen entscheidenden Vorteil hat: es gibt über einen geheimen magischen Vorgang seine Aura, seine Biografie an die Figur weiter.
Fabian Gröver, im Vordergrund die Phantomskizze der "Frau im Niqab"
DIE GLÜCKLICHEN UND DIE TRAURIGEN | UA Schauspiel von Jakob Nolte
Regie: Thorsten Köhler Bildregie und Video: Grigory Shklyar Ausstattung: Justus Saretz Puppenbau: Larissa Jenne Dramaturgie: Gesa Oetting mit: Anne Rieckhof, Fabian Gröver, Jan Hutter, Tizian Steffen
Viel zu süß bemerkt Barbara Renno auf SR2 Kulturradio zu unserer Premiere:
"Die Spiellaune ist - sparte4-like - ausgesprochen groß, die variantenreichen Dialoge, Gesprächsfetzen, das Spiel mit Puppe, mit Videoausschnitten und wortwörtlich mit Händen und Füßen verlangen dem engagierten Ensemble ein perfektes Timing, gutes Rhythmusgefühl und Sprachfertigkeit, und hohe Bewegungslust auf engstem Kabinen-Bühnenbildraum ab. Von banalem Alltagsgeplänkel bis philosophischer Gedankenvielfalt bewältigen es alle bravourös!"
Hingegen träufelt uns Kerstin Krämer in der Saarbrücker Zeitung etwas Zitronensaft ins Mixgetränk:
"[...G]lobaler Ausverkauf, der Mensch als Ware, die Macht von Industriekonzernen und Lobbyisten über den Staat, die Skrupellosigkeit finanzieller Hasardeure und so fort. Das thematisiert Autor Nolte jedoch nicht in konventioneller Form, sondern mittels eines dialogischen Bandwurms, dessen einzelne Glieder keinen konkreten Personen zugeordnet sind. Das wiederum lässt reichlich Raum für Spekulatives und Regisseur Thorsten Köhler freie Hand: Er verteilt den Text auf wenige Protagonisten, die mal vor, mal schemenhaft hinter durchlässiger Gaze-Leinwand agieren, wobei lediglich Ausschnitte dieses Hintergrundgeschehens per Video oder Live-Projektion groß nach vorne geholt werden. Da sind etwa die Füße von Toilettenbesuchern, die gegen den omnipräsenten Maschinenlärm anschreien. Oder die Hände des streitenden Paares im Bordrestaurant, aus dessen Verhandlungen mit dem Kellner Köhler die abstruse Komik eines Loriot-Sketches heraus kitzelt. So weit, so gut. Doch der Reiz dieser Erzählweise erschöpft sich auf Dauer in plakativer Gaghaftigkeit; die oft redundanten und rätselhaften Dialoge, an denen sich das Ensemble bravourös abarbeitet, ermüden. Vieles bleibt unklar und soll es wohl auch."
Manchmal braucht's eben auch das: etwas Säure, weil die ach so süße Cola sonst nur halb so gut schmeckte. Am besten macht sich jeder sein eigenes Bild! Weitere Vorstellungen hat's am 18., 19. und 28. November, am 5., 16. und 25. Dezember und am 7. Januar (weitere Spieltermine in Planung). Tickets hier!
Tizian Steffen, Jan Hutter (v. li.)
Mir schaun uns da! Und können den Mixanteil an Cola, ob Zitrone, Limo, Limette oder dann doch lieber Rum, gern im Anschluss an die Vorstellung an unserer noch lang geöffneten Bar ausdiskutieren! Bis aufs Blut!
Bussi Baba!
BUCHTIPP(S)
Mit unserer Partnerbuchhandlung, dem buchladen im Nauwieser Viertel, möchten wir euch ab sofort als Ergänzung zum Premieren- oder Vorstellungsbesuch weiterführende Literatur empfehlen. Wir wollen interessierten oder neugierig gewordenen Zuschauer*innen so tiefere Einblicke in die weitere Konzeption eines Theaterabends ermöglichen. In Vorbereitung auf bzw. für diejenigen unter euch, die nach einem Besuch von Die Glücklichen und die Traurigenauf den Geschmack gekommen sind, empfehlen wir auch Jakob Noltes Romane:
JAKOB NOLTE: ALFF Roman Erschienen bei Matthes & Seitz Berlin, 277 Seiten, 18,00 Euro
JAKOB NOLTE: SCHRECKLICHE GEWALTEN Roman Erschienen bei Matthes & Seitz Berlin, 340 Seiten, 22,00 Euro
JAKOB NOLTE: KURZES BUCH ÜBER TOBIAS Roman Erschienen im Suhrkamp Verlag, 231 Seiten, 22,00 Euro
* mit diesem E-Letter dürft Ihr natürlich machen, was Ihr möchtet, ihn drucken, löschen oder wieder und wieder lesen. Aber am schönsten wär’s doch, finden wir von der sparte4, Ihr würdet ihn und seine frohe Kunde einfach weiterverbreiten. Nur zu! Immerhin heißt das Ding ja nicht umsonst KETTENBRIEF!
Abendkasse 0681 9590571 Ab einer Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet.
Student*innen schauen für umsonst!
Kostenlose Theaterkarten erhalten Studierende der Universität des Saarlandes, der HTW, der HfM Saar und der HBK Saar im Rahmen der Kooperationsvereinbarungen gegen Vorlage ihres Studierendenausweises ab drei Tage vor der Vorstellung. Ausnahmen und Sonderregelungen bitte an der Theaterkasse oder bei der jeweiligen Hochschule erfragen.
Kettenbrief n° 2 (23/24) Konzertsaison -Owen Pallett: Text von Thorsten Köhler, mit Zitaten aus einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur und einer Plattenkritik von Stefan Hochgesand vom 15.6.2020 in der taz; Einführungstext Die Glücklichen und die Traurigen sowie Interview mit Larissa Jenne von Gesa Oetting.
Impressum Verantwortlich für den Inhalt des
Internetangebotes der Saarländischen Staatstheater GmbH im Sinne des Telemediengesetzes
(TDG): Generalintendant Bodo Busse, Kaufmännischer Direktor Prof. Dr. Matthias Almstedt |
Adresse: Saarländisches Staatstheater GmbH, Schillerplatz 1, 66111 Saarbrücken Karten Telefon (0681) 3092-486, Mail kasse@staatstheater.saarland |
Öffnungszeiten Vorverkaufskasse: Montag bis Freitag 10 – 18 Uhr, Samstag 10 – 14 Uhr
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