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sparte4 KETTENBRIEF

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DER sparte4 KETTENBRIEF*:

n°2 (23/24): unser Partizipationsprojekt mit ukrainischen und deutschen Jugendlichen FREIHEIT СВОБОДА und FREDDA in der Konzertsaison

   

MÄGDE! BUBEN! 

Seit Januar präsentiert sich unsere neueste Uraufführung im Spielplan. 10 Jugendliche haben sich für uns mit dem Begriff der Freiheit auseinandergesetzt. Das Besondere: acht der zehn Jugendlichen kommen aus der Ukraine, sie alle eint die Erfahrung von Krieg und Flucht, nur zwei stammen aus Deutschland. Was bedeutet Freiheit für junge Menschen mit so grundverschiedenen Erlebnishorizonten? Gemeinsam mit dem ukrainischen Regisseur Andriy May und der deutschen Regisseurin Ulrike Janssen ist dabei ein sehr persönlicher und konzentrierter Abend entstanden, der lange nachhallt; der Titel: schlicht FREIHEIT СВОБОДА.

Über die Premiere schrieb die Saarbrücker Zeitung: "[... Das] Formidable an dieser abendfüllenden Theaterperformance: dass sie unseren Erwartungen nie entspricht. Zu Recht wurde sie bei der Premiere am Freitag gefeiert, von den Deutschen wie den Ukrainern im Publikum gleichermaßen. [...] So wie man auch im Alltag nicht sofort Fremden sein Herz öffnet, so gewähren hier auf der Bühne die Jugendlichen erst allmählich und dosiert Einblick in ihre persönlichen Geschichten, Erlebnisse, Familienverhältnisse, Hobbies und Gefühlslagen. Niemand muss hier einen Seelenstriptease hinlegen! [...] Es ist auch dieses – nie aufgesetzte oder ausgestellte – psychologische Feingefühl, das diesen Theaterabend so gelungen, so berührend macht. [...] Nicht zuletzt wird auch der Titel „Freiheit“ nicht zu groß, politisch oder ideologisch ausgedeutet, wie man hätte befürchten können. Wann sie sich frei fühlen, gefühlt haben, werden die Jugendlichen im Video gefragt. Die Antworten sind so verschiedenen, spannend, lustig, wie die Jugendlichen."

Luca Pauer, stückbetreuende Theaterpädagogin und Teil der künstlerischen Leitung der sparte4, traf das Regieteam Ulrike Janssen und Andriy May zum Gespräch. 

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Luca:
Andriy, was ist Freiheit für dich?

Andriy: Frei zu sein bedeutet für mich, man selbst zu sein und seinen eigenen Weg zu gehen.

Ulrike, du hast bereits mit Andriy gearbeitet. Was berührt dich am meisten in eurer Zusammenarbeit?

Ulrike: Die Arbeit mit Andriy war von Anfang an und ist natürlich immer noch vom Kriegsgeschehen in der Ukraine geprägt, das mir dadurch näher gerückt ist – mit allem, was damit zusammenhängt. Das betrifft auch die Situation der nach Deutschland geflohenen Menschen. Der Krieg hört für sie ja nicht deswegen plötzlich auf. Wie kann man sein Leben planen, leben, wenn man nicht weiß, wann und wie und ob man wieder zurückkann? (Wobei das nicht mein einziger Berührungspunkt mit dieser Situation war; wir hatten bereits privat für ein halbes Jahr eine ukrainische Familie bei uns aufgenommen.) Nach unserer ersten gemeinsamen Produktion hat Andriy mich zu einem Theaterfestival nach Lviv eingeladen. Mein erster Besuch in der Ukraine. Die Begegnung und Arbeit mit den Menschen dort hat mich stark beeindruckt. In die Zusammenarbeit mit Andriy fließt immer die unmittelbar umgebende und erfahrene Wirklichkeit mit ein. Das kann manchmal auch schmerzhaft sein. Das Leben ist der Grund für die künstlerische Arbeit. Wenn das nicht gegeben ist, braucht man gar nicht weiterzumachen. Diese Position schätze ich sehr.

      


Warum arbeitet ihr in dieser Produktion mit jungen Menschen?

A: Das ist das Mindeste, was ich für die Zukunft der Jugend tun kann – ihnen die Möglichkeit zu geben, gehört zu werden. Hier liegt auch meine Verantwortung für die Zukunft und der Wunsch, jungen Menschen dabei zu helfen, sich selbst zu entdecken, von jedem Teilnehmer und jeder Teilnehmerin zu hören, was sie wirklich wollen und vielleicht zu spüren, wer man ist und in welcher Welt man lebt. Und natürlich ist dies meine Chance junge Menschen zu unterstützen.

U: Ich halte es für äußerst wichtig zu hören, was junge Menschen zu sagen haben und ihnen dafür eine Bühne zu bieten. Sie sind auch unsere Zukunft. Sie sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, die unter starker Segmentierung leidet (finde ich). Gerade deshalb ist es toll, dass dieses Projekt auf der Bühne des Staatstheaters Saarbrücken stattfinden kann und hoffentlich ein größeres Publikum erreicht. Und das führt – hoffentlich – auch zu einer anderen Theatererfahrung.

Was sind die größten Herausforderungen bei der Arbeit?

A: Lernen zuzuhören und den Menschen nicht zu sagen, was sie tun sollen: Es war ein herausfordernder Prozess, aber ich denke, wir haben es gut hinbekommen. Wir sind unserer eigenen Freiheit ein Stück näher gekommen, indem wir die Grenzen der Freiheit erkannt haben, vor denen wir stehen.

U: Wir haben in drei Sprachen gearbeitet: Die ukrainischen Jugendlichen sprechen untereinander in ihrer Sprache und auch Andriy hat mit ihnen Ukrainisch geredet. Andriy und ich wiederum sprechen miteinander Englisch; und mit den deutschen Jugendlichen habe ich Deutsch gesprochen. Die Ukrainer waren hier deutlich in der Mehrzahl – das machte es für mich oft schwer bzw. unmöglich zu verfolgen, was genau gerade in der Gruppe passiert, was für die Arbeit aber natürlich sehr wichtig ist. Sprache, die Hürden der Sprache und auch das Erlebnis, wie unfrei es macht, wenn man die Sprache nicht versteht … genau das, was wiederum die ukrainischen Jugendlichen in ihrer ersten Zeit in Deutschland erfahren haben. Und was mit unserem Thema ja verknüpft ist. Die beiden rein deutschsprachigen Teilnehmerinnen haben hier auch oft viel Geduld aufgebracht. Wir haben uns deshalb auch sehr früh entschieden, in der Performance genauso damit umzugehen – also keine Untertitel, sondern immer wieder das Einfordern von Übersetzung auf der Bühne und die Arbeit in zwei Sprachen.

     


Was habt ihr von den Teilnehmern Neues gelernt?

A: Da das Projekt langfristig angelegt war, was sich auf jeden Fall positiv auswirkte, konnten sich die Teilnehmer nach und nach öffnen und lernen, einander und uns zu vertrauen. Jeder der zehn Teilnehmer ist eine ganze Welt, in die man nicht immer hineinkommt. Wir haben viel gelacht, manchmal geweint, wir hatten stressige Momente bei der Arbeit, aber das heißt auch, dass wir eine erfüllte Zeit hatten und dabei immer versucht haben, uns Zeit zu lassen. Zu lernen sich selbst und anderen zu vertrauen, seine Gedanken zu formulieren und auszudrücken, mutig zu sein – das sind für mich wichtige Schritte in Richtung Freiheit. Kostiantyn, Yurii, Oleksandra, Arina, Sofiia, Mariia, Liv, Anastasia, Alona, Lavinia – das sind zehn verschiedene Lebensgeschichten, die sich untereinander und Ulrike und mich bereichert haben. Das Wichtigste, wovon ich überzeugt war und was ich gelernt habe, ist Freiheit. Jeder unserer Teilnehmer hat sie und unser Ensemble hat dem Publikum etwas zum Thema Freiheit zu sagen! Vielen Dank an das Saarländische Staatstheater für diese Möglichkeit.

U: Da gäbe es jetzt sehr viel zu erzählen … es sind zehn verschiedene Charaktere mit ihren eigenen Geschichten, Erfahrungen … von jedem Einzelnen und jeder Einzelnen kann ich da sehr viel lernen. Wenn ich etwas Allgemeines sagen sollte: Diese Art intensiver Begegnung mit Jugendlichen ist extrem bereichernd, weil man als „Erwachsene“ vieles – gern – vergessen und verdrängt hat, das einen in dieser Lebensphase beschäftigt und auch geprägt hat. Manches nehmen sie scheinbar viel gelassener hin, was wir vielleicht schlimm finden, und umgekehrt. Speziell die ukrainischen Jugendlichen haben teilweise äußerst verstörende Dinge erlebt. Mit welcher Kraft diese Jugendlichen versuchen, sich ihre Jugend nicht wegnehmen zu lassen – auf die sie ein Recht haben -, sondern ihr Teenagerleben zu leben, mit allem, was dazugehört, das beeindruckt mich. Davon möchte ich mir gern eine Scheibe abschneiden.

   

 

FREIHEIT СВОБОДА | Ein dokumentarischer Theaterabend von jungen Menschen übers Freisein | UA

Regie und Ausstattung: Andriy May, Ulrike Janssen
mit Lavinia Brutty, Oleksandra Chernetska, Liv Colling, Sofiia Drobush, Mariia Klymenko, Anastasia Kovalchuk, Arina Kryvosheieva, Alona Lut, Kostiantyn Maslov, Yurii Voitovych (weitere Informationen zu unserem Ensemble der Freiheit findet ihr auf unserem Blog)

Weitere Vorstellungstermine am  1., 15. und 16. März und am 1. und 7. April. Tickets über www.sparte4.de, über unsere Tickethotline 0681/3092-486, an unserer Theaterkasse am Schillerplatz 2 (Öffnungszeiten von Di bis Fr von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr) oder ab einer Stunde vor Beginn der Vorstellung an unserer Abendkasse in der Eisenbahnstraße 22. 

   



KONZERTSAISON FREDDA (F) 

Die aus den Vogesen stammende Sängerin und Songwriterin ist mit ihrem neuen Album Phosphène am 22. Februar in der sparte4 zu Gast!

»Fredda macht die schönsten Chansons weit und breit«. So steht es in der WDR-Cosmo-Kritik zu »Phosphène«. »Die Melodien, gepaart mit der anspielungsreichen Poesie der Texte, schaffen eine Balance zwischen Melancholie und Glück, Aufbruch und Rückzug, Natur und Intimität.« schreibt das Schweizer Magazin Loop über das neue Album und fügt das Prädikat »betörend« hinzu. Das Album wirkt nach der ruhigen und eher introvertierten Phase früherer Alben fast wie eine Befreiung und eine Reminiszenz an ihre eigene Jugend, als Fredda noch in Rock'n'Roll-Bands sang. Natürlich bleibt sie auch mit ihrem siebten Album ihrem unverwechselbaren Trademark-Sound treu, zu dem auch immer leise und romantische Töne gehören. Wer es hört, trifft auf eine Fredda in Bestform. Schön, dass sie endlich wieder nach Saarbrücken kommt.

»Unbeschwert, spontan, locker und voller Schwung und Energie.« - 3sat kulturzeit

Eure Tickets kriegt ihr hier! Wer noch jetzt im Vorverkauf zuschlägt, zahlt übrigens drei Euro weniger!

   

 
Weitere Informationen zum Konzert und Sängerin Fredda findet ihr unter www.sparte4.de!     
   


 

* mit diesem E-Letter dürft Ihr natürlich machen, was Ihr möchtet, ihn drucken, löschen oder wieder und wieder lesen. Aber am schönsten wär’s doch, finden wir von der sparte4, Ihr würdet ihn und seine frohe Kunde einfach weiterverbreiten. Nur zu! Immerhin heißt das Ding ja nicht umsonst KETTENBRIEF!

 


DRUCKSACHEN UND DIGITALES


SPIELSTÄTTE

 

sparte4

Eisenbahnstr. 22/Ecke Stengelstraße (1.Stock)
66117 Saarbrücken

Haltestelle Hansahaus/Ludwigskirche
Buslinien 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 121, 122, 123, 126, 127, 128, 12

Abendkasse 0681 9590571 
Ab einer Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet.

Student*innen schauen für umsonst! 

Kostenlose Theaterkarten erhalten Studierende der Universität des Saarlandes, der HTW, der HfM Saar und der HBK Saar im Rahmen der Kooperationsvereinbarungen gegen Vorlage ihres Studierendenausweises ab drei Tage vor der Vorstellung. Ausnahmen und Sonderregelungen bitte an der Theaterkasse oder bei der jeweiligen Hochschule erfragen.

 


Impressum:

 

Redaktion: Thorsten Köhler & Luca Pauer – Künstlerische Leitung sparte4

Kettenbrief n° 3 (23/24): das Interview mit Andriy May und Ulrike Janssen führte Luca Pauer, ein Originalbeitrag; Beschreibungstext Konzertsaison Fredda: Nicole Donato, Thorsten Köhler 

Bildnachweise: Szenenfotos FREIHEIT СВОБОДА: © Astrid Karger;  Foto Fredda: © Cristophe Creünel. 

 

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Impressum
Verantwortlich für den Inhalt des Internetangebotes der Saarländischen Staatstheater GmbH im Sinne des Telemediengesetzes (TDG): Generalintendant Bodo Busse, Kaufmännischer Direktor Prof. Dr. Matthias Almstedt | Adresse: Saarländisches Staatstheater GmbH, Schillerplatz 1, 66111 Saarbrücken
Karten Telefon Vorverkauf (0681) 3092-486, Abonnement (0681) 3092-482, Mail kasse@staatstheater.saarland | Öffnungszeiten Vorverkaufskasse: Dienstag bis Freitag 10 – 18 Uhr, Samstag 10 – 14 Uhr, Telefonisch auch montags 10 – 16 Uhr.

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