sparte4110 Min

Philipp Lahm

Schauspiel von Michel Decar

TRAUMTOR MIT FAHRRADHELM
Einen Weltmeister bei Karstadt belauschen


Jener 9. Juni 2006 könnte ein Wendepunkt in der deutschen Geschichte gewesen sein. In der fünften Spielminute des WM-Vorrundenspiels Deutschland gegen Costa Rica hämmerte Torsten Frings den Ball aus 25 Metern mit Effet noch erfolglos auf das Tornetz. Wenige Sekunden später dann fällt eines der schönsten Tore dieser WM, die als »Sommermärchen« bekannt wurde: Philipp Lahm zieht von links in den Strafraum und zirkelt den Ball über den rechten Innenpfosten in die Maschen. Deutschland wurde bekanntlich »nur« Dritter bei der WM im eigenen Land, doch ein neues Wirgefühl war geboren, das selbst im Ausland gut ankam. Die Lichtgestalt dieses Sommers war jener Philipp Lahm, der für seine Fairness auf und abseits des Platzes bekannt wurde. »Live fast, die young« war einmal. Die Frings, Lehmanns und »Gentleman-Drecksäcke « mussten abtreten – übrigens nicht nur in Deutschland.
Der Rausch, der Exzess: vorbei. Deutschland in den Nuller- und Zehnerjahren des 21. Jahrhunderts, das ist die Ära der Fahrradhelme, Apfelsaftschorlen und Sparkassen-Apps. Kaum jemand steht für diesen Wandel symptomatischer als Philipp Lahm. In Michel Decars Stück belauscht man seine Gespräche mit Journalisten, feiert mit ihm die größten Siege und geht mit ihm bei Karstadt Mittagessen – stets maßvoll und vernunftgesteuert. »Philipp Lahm« macht rigoros und witzig Ernst mit dem Drama, das längst nicht mehr stattfindet, und zeigt das Glück der Ereignislosigkeit, hinter dem womöglich ein neuer Abgrund lauert.

Seit 2017/2018 ist Thorsten Köhler Ensemblemitglied am SST, führt Regie – zuletzt Jakob Noltes »Gespräch wegen der Kürbisse« und Thomas Köcks »jenseits von fukuyama« –, kuratiert die Trashfilmreihe »Mondo Tasteless « und leitet, zusammen mit Luca Pauer, die sparte4 als Hort der Gegenwartsliteratur für Zeitgenossen.

Besetzung

Thorsten Köhler Thorsten Köhler Grigory Shklyar Simone Kranz

Philipp Lahm

Thorsten Loeb
Video & Foto
Pressestimmen

»Thorsten Loeb spielt den Drehbuchautor in dieser Soloperformance mit mitreißender Leidenschaft,hin- und hergeworfen zwischen Geistesblitzen und tiefster Verzweiflung. Denn wie beschreibt man ein Leben ohne Ecken und Kanten? Das ist die Grundproblematik, der sich dieser Inszenierung lustvoll widmet.«
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SR2 Kulturradio, 9.9.2018, Michael Schneider

»...Lahm wird zu einem Symbol, zu einem Zentrum des Grübelns über Leben, Glück und auch Deutschand«
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Saarbrücker Zeitung, 10.9.2019, Tobias Kessler

»Thorsten Loeb spielt das Ein-Mann-Stück von Michel Decar mit grandioser Komik«

Saartext, 10.9.2018, Johannes Kloth