Page 58 - SST-Spielzeitheft 2025-26
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Christoph Mehler Sehnsucht nach Licht.
Schauspieldirektor Zwei epochale
ab 13.9.2025 Sprachkünstlerinnen
Alte Feuerwache
GIER
von Sarah Kane
SONNE von Elfriede Jelinek
Wer bin ich, wer spricht da? In Sarah Kanes
Theaterstück Gier begegnen uns vier
Stimmen. Ihre Namen sind im Text nur mit
Buch staben gekennzeichnet: Sprechen
sie miteinander? Haben sie eine gemeinsame
Geschichte? Was verbindet sie? Beim Zu-
hören entspinnt sich ein feines Netz von
Querverbindungen und Bezügen. Spuren einer
großen Verletzung scheinen auf, familiäre
Vermeidungsstrategien mit Geschehenem
umzugehen, eine große Enttäuschung, aber
auch die überwältigende Sehnsucht nach
Liebe, nach Geborgenheit, die es so nie gab.
Und am Ende ist da der Wunsch, sich zu
befreien, sich aus allen Fesseln zu lösen und
ganz Licht zu werden.
Auftritt der Sonne. In Elfriede Jelineks
Textfläche ist der Stern ein humorvolles Wesen,
das sich über die Dummheit der Menschheit
lustig macht. Als Inbegriff des reinen Lichts,
nach dem sich die Stimmen in Sarah Kanes
Gier so sehr gesehnt haben, stimmt sie einen
sarkastischen Abgesang auf die Menschheit
an, die gerade ihren natürlichen Lebensraum
Erde, und damit sich selbst, zerstört. Doch
auch wenn es das Letzte ist, was sie tut: Sie
will davon erzählen! Zwei der größten Dramati-
von Sarah Kane,
Elfriede Jelinek kerinnen überhaupt: an einem Abend in der
Alten Feuerwache.
→ BUCHTIPP
Susan Sontag: Inszenierung: Philipp Preuss / Bühne: Sara Aubrecht /
Gegen die Kostüme: Eva Karobath / Video: Konny Keller / Musik:
Interpretation Jonathan Lutz, Gaby Pochert / Dramaturgie: Simone Kranz
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