Page 48 - SST-Spielzeitheft 2025-26
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Carmen Seibel                                                                               Die letzte am Schafott




                                                                                                 ab 7.2.2026
                                                                                                 Großes Haus             Dialogues
                                                                                                                         des Carmélites


                                                                                                                         Gespräche der Karmelitinnen

                                                                                                                         Sechzehn Frauen werden am 17. Juli 1794 in
                                                                                                                         Paris hingerichtet. Sechzehn Stimmen singen
                                                                                                                         gegen den Tod und das Gewaltregime der
                                                                                                                         französischen Revolutionsgarden an, bis sie
                                                                                                                         nacheinander durch die herabfallende
                                                                                                                           Guillotine verstummen.
                                                                                                                             Das Schicksal der Karmelitinnen von
                                                                                                                         Compiègne vertonte Francis Poulenc zu einer
                                                                                                                         der außergewöhnlichsten Opern des 20. Jahr-
                                                                                                                         hunderts. In wohl keinem anderen Werk
                                                                                                                         des Musiktheaters stehen Frauen und intime
                                                                                                                         Gespräche über Lebens- und Glaubensfragen
                                                                                                                         derart im Zentrum.
                                                                                                                             Protagonistin ist die junge Blanche, die
                       Benjamin Lee                                                                                      seit einem Geburtstrauma unter Angstzu-
                                                                                                                         ständen leidet. Sie beschließt, ins Kloster
                                                                                                 Oper in drei Akten      einzutreten. Doch auch dort holt die Angst sie
                                                                                                 von Francis Poulenc
                                                                                                                         ein. Der Orden wird vom Terrorregime auf-
                                                                                                 Text vom                gelöst, die Nonnen werden verhaftet. Trotz der
                                                                                                 Komponisten nach        Möglichkeit zur Flucht schließt sich Blanche
                                                                                                 Georges Bernanos
                                                                                                                         aus freiem Willen den Märtyrerinnen an.
                                                                                                 In französischer            Poulencs ungemein farbenreiche Partitur
                                                                                                 Sprache mit deut­
                                                                                                 schen und französi­     mit ihren, trotz großem Orchester, intim an-
                                                                                                 schen Übertiteln        mutenden Klangräumen gipfelt in einem
                                                                                                                         emotional schockierenden Finale. Das Werk
                                                                                                 → BUCHTIPP
                                                                                                 Hartmut Rosa:           eröffnet einen Raum, in Zeiten politischer
                                                                                                 Demokratie braucht      Radikalisierung über die Rolle von Verbunden-
                                                                                                 Religion                heit nachzudenken und zu fragen, ob Religi-

                                                                                                 → MUSIKTIPP             on noch Resonanz in demokratischen Gesell-
                                                                                                 Bester Einstieg in den   schaften erzeugen kann.
                                                                                                 Kosmos Francis
                                                                                                 Poulencs sind seine     Musikalische Leitung: Sébastien Rouland / Inszenierung:
                                                                                                 170 Lieder. Zum         Michael Schulz / Bühne: Dirk Becker, Frank Fellmann /
                                                                                                 Beispiel mit Poulenc    Kostüme: Martina  Feldmann / Dramaturgie: Stephanie
                                                                                                 Mélodies (2007, Decca)  Schulze / Choreinstudierung: Mauro Barbierato

      46               Musiktheater                                                              47                Musiktheater
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