Die Leiden des jungen Werther

nach dem Roman von Johann Wolfgang Goethe

SAMMELTASSE
Warum Goethes Werther keine Zeit kennt
 

Kennen Sie Julien Bam oder Dagi Bee? Fragen Sie doch mal ihre pubertierenden Sprösslinge, denn die werden – wenigstens kurz – vom Smartphone aufschauen und Sie eines prüfenden Blickes unterziehen. Also geben wir uns mal nicht so neunmalklug: Oben Genannte sind YouTube-Stars und kommunizieren auf ihre Art mit über drei Millionen Jugendlichen. Täglich.

So ähnlich muss sich Goethe 1774 gefühlt haben, als sein Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ zum internationalen Bestseller wurde. Junge Menschen imitierten den Look des unglücklich verliebten Rechtspraktikanten Werther und kauften Sammeltassen mit den besten Szenen des Romans. Und was war der Grund? Noch nie wurde ein Selbstmord aus Liebeskummer so hautnah miterlebt wie in diesen Briefen. Die konservativen Kirchenväter liefen Sturm, und die Literaturszene geriet in Aufruhr. Und das alles 15 Jahre vor der Französischen Revolution. Nicht umsonst nannte man diese Zeit später „Sturm und Drang“.

Doch dieser Sturm und dieser Drang ist eigentlich zeitlos. Unglücklich Verliebte gab und gibt es zu allen Zeiten. Und so sind diese „Leiden des jungen Werther“ vor allem eines: das Einstehen für Menschen, deren Leben viel zu früh und nicht wie im Groschenroman endet. Und egal, ob sie Goethe, Plenzdorf oder James Dean heißen: Das „Nicht-mehr-Mitmachen“ hat auch immer eine politische Komponente, die viel mehr wert ist, als jede Sammel-Kaffeetasse.

Distribution

Maik Priebe Maik Priebe Horst Busch

Raimund Widra
Video & Photo
Voix de presse

»Wie ein DJ agiert Raimund Widra in einer Art Werkstatt-Setting auf leerer, dunkler Bühne. Zwei Tische, Licht- und Ton-Steuerungs-Geräte, eine Videoleinwand und eine Kamera genügen. Hier erleben wir keinen Mann mit einem Schatten auf der Seele, sondern einen clownesken Kindskopf, der sich mitunter drastisch durchkalauert: „Die Würde des Mannes ist unten tastbar“. Widra sorgt zudem für ironische Distanz zum Geschehen, indem er das Publikum mit einbezieht oder die Souffleuse fragt: „Albert ist angekommen. Hatten wir das nicht gestrichen?“«
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Saarbrücker Zeitung, 18.12.2017, Cathrin Elss-Seringhaus

»Raimund Widra füllt diese Bühne auch allein voll und ganz aus. Mal himmelhoch jauchzend, mal tief betrübt. Die meiste Zeit aber mit einem abgeklärten Zynismus, der vor Gesellschaftsverachtung und Selbsthass nur so trieft. Widra wechselt in schwindelerregendem Tempo zwischen den unterschiedlichsten Gemütszuständen und baut so nach und nach eine mitreißende Dynamik auf, bis klar wird: Aha, wir sind doch im richtigen Film […].« 
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SR2 Kulturradio, 16.12.17, Michael Schneider