Iphigenie in Aulis
FLOTTE RETTUNG?
Opfer haben keine Lobby
Muss der Einzelne sich für die Gesellschaft opfern? Töchter werden gegen ihren Willen verheiratet, bringen sich anstelle von Wildenten selbst um oder sollen gar geopfert werden – meistens wegen väterlicher Verstöße oder Versäumnisse. Viele Textseiten müssen sie auf ihren Rücken ertragen – selten geht es dabei wirklich um das oft beschworene Wohl. Ähnlich ergeht es auch Iphigenie, die sterben soll, damit die Götter günstige Winde schicken. Nur so kann die griechische Flotte Aulis verlassen und Helena aus der trojanischen Gefangenschaft befreien. Das griechische Volk wäre gerettet.
Ausgedacht hat sich diese Geschichte der meistgespielte antike Dichter Euripides. Seine Stücke haben bis heute Gültigkeit und dienten Generationen von Dramatikern als Vorlage. Die Konflikte der Euripides-Stücke sind so zeitlos, dass man auch durchaus fragen kann, wie eine junge Frau unserer Tage in einer vergleichbaren Situation reagieren würde. Götteropfer und Seher gibt es nicht mehr? Das mag stimmen, wenngleich heute aus anderen Gründen geopfert wird und so manche Biografie alles andere als selbstbestimmt verläuft. Das Drama nimmt seinen Lauf.
Mise en scène
Volker Schmidt
Décors
Thea Hoffmann-Axthelm
Costumes
Svenja Gassen
Musik
Jacob Suske
Licht
Hans-Jörg Zöhler
Dramaturgie
Simone Kranz
Agamemnon
Sébastien JacobiDiener, Chor, Bote
Christiane MotterMenelaos
Thorsten KöhlerKlytaimestra
Martina StruppekIphigenie
Lisa SchwindlingAchilleus
Philipp Seidler»Schmidts Inszenierung überzeugt. Ohne Schnörkel kommt er zum Konfliktnukleus. Soll der Mensch scheinbar höhere göttliche Gebote und öffentlichen Ruhm über seine Rationalität und Werte stellen?«
SAARTEXT, 26.3.2018, Heiner Dahl
»Ein Bassin, so seicht und zugleich so tief, dass mancher Protagonist sich zunächst nur nasse Füße holt, um dann doch im wahrsten Sinne des Wortes baden zu gehen. Manche dümpeln träge darin herum; andere versuchen, sich freizuschwimmen, und wälzen schwer wie ein Krokodil durchs Wasser – ein starkes Symbol für das Ringen des Einzelnen.«
Saarbrücker Zeitung, 27.3.2018, Kerstin Krämer
»Einerseits so unterhaltsam, andererseits so atmosphärisch dicht, dass man sich keine Sekunde langweilt.«
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SR2 KulturRadio, 26.3.2018, Reingart Sauppe
»Trotz einer sparsamen Bühne erzählt die Inszenierung in wuchtigen Bildern, wie Iphigenie letztlich zum Spielball eines Propaganda-Tricks wird, um den Feldzug der Griechen zu retten. Ein Theaterabend, der es in sich hat.«
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SR: aktueller bericht, 26.3.2018, Uwe Loebens