José Cura

Vielleicht wird Cura, der bereits zu Beginn seiner Karriere das Dirigieren zu seinen Ambitionen zählte, diesen Weg für Sänger salonfähiger machen. Seltsamerweise könnte also ein Sänger, der alles will, das Publikum auf Sänger vorbereiten, die auf das Podium streben. Das könnte eine feine Sache sein. (Opera News)

José Cura, am 5. Dezember 1962 in Rosario/Argentinien geboren, debütierte bereits im Alter von 15 Jahren als Chorleiter und begann mit 16, Komposition zu studieren. Rasch entwickelte sich Curas musikalisches Talent: Mit 19 Jahren trat er in die Escuela Superior de Arte de la Universidad Nacional de Rosario ein, um seine musikalischen Studien in Komposition und Dirigieren fortzusetzen. Im Jahr darauf wurde er stellvertretender Chorleiter des Universitätschores. Er erhielt mit 21 ein Stipendium für eine einjährige Ausbildung am Instituto Superior de Arte del Teatro Colón, wo er bis 1988 im Chor Opern und Oratorien sang. Den Fokus, seine Ambitionen als Komponist und Dirigent zu verfeinern, gelang ihm durch Erfahrungen aus erster Hand, die er als Mitglied am Coliseo gewinnen konnte. In diesen Jahren dirigierte er erstmals Bachs Matthäus-Passion.

1991 zog er nach Europa, von wo aus sich seine Karriere als Top-Tenor entwickelte, für die er berühmt wurde.

Dirigieren blieb in Curas breitgefächerter Palette an künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten ein wesentliches Element. Die Arbeit am Dirigentenpult verbindet er seit Beginn seiner internationalen Karriere erfolgreich mit dem Gesang. Über die Jahrzehnte stetig verlief die Entwicklung von angeborenem Verstehen bis zum Meißeln originärer Interpretationen, auch wenn seine internationale Karriere als Tenor seine Arbeit auf dem Dirigentenpodium tendenziell überschattete. Ob beim Mitatmen mit den Sängern in Oper oder Konzert, in seinen einfühlsamen Lesungen der Kompositionen oder beim Führen eines Orchesters zu symphonischen Höhen, Cura geht nie auf Nummer sicher.

Die endgültige Anerkennung seiner dirigentischen Leistungen erfolgte 2001, als ihm die Sinfonia Varsovia eine dreijährige Stelle als Erster Gastdirigent anbot, eine Position, die zuvor der inzwischen verstorbene Yehudi Menuhin ausübte.

Das Jahr 2014 war geprägt von José Curas Rückkehr als Komponist: Im November brachte die Südböhmische Oper sein 1989 entstandenes Stabat Mater zur Uraufführung. Ostern 2015, nach seiner Rückkehr als Don José an der Mailänder Scala, feierte sein 1988 komponiertes Magnificat im Teatro Massimo di Catania Premiere.

Von 2015 bis 2018 hatte José Cura die Position des „Artist in Residence“ beim Prager Symphonieorchesters inne. Im Rahmen seiner Engagements mit dem renommierten tschechischen Ensemble dirigierte er im März 2017 die Uraufführung seines Triptychons Ecce Homo sowie im September 2017 die Uraufführung von Modus, dem Kyrie aus seiner Misa de Réquiem.

Zu Ostern, wenn das Thema der Passion Christi wieder durch berühmte Werke der Vergangenheit musikalisch beleuchtet wird, nimmt José Curas Ecce Homo darin sicherlich einen Ehrenplatz ein. Cura rückt die letzten Momente vor der Kreuzigung Christi und dessen Tod in den Fokus, doch statt der traditionellen Verherrlichung nutzt er diese Augenblicke, um die menschliche Seite von Jesus Christus zu offenbaren. Die Resonanz des Publikums war enorm, vor allem für Cura, der als Komponist doppelte Standing Ovations erntete. (Novinsky, März 2017)

Im Februar 2019 wurde José Cura erstmals in der Geschichte des MUVAC, der Hungarian Radio Arts Group zum „Principal Guest Artist“ – als Sänger, Komponist und Dirigent – ​​ernannt. Mit dieser ungarischen Institution nahm er kürzlich sein Oratorium Ecce Homo auf. Ebenfalls in Ungarn, an der Liszt Academy of Music in Budapest dirigierte er am 29. Januar 2020 die Uraufführung seiner „Opera buffa ma non troppo“ Montezuma e il Prete Rosso (Montezuma und der Rote Priester).

Die durch die Covid-19-Pandemie bedingte Unterbrechung seiner Bühnenarbeit gab José Cura die Gelegenheit, zwei anstehende Kompositionsprojekte zu vollenden: Ein Te Deum und ein Gitarrenkonzert. Sein Te Deum, 2019 entworfen und 2020 orchestriert, wurde am 5. September 2021 mit dem London Philharmonia and dem Rumänischen Rundfunkchor uraufgeführt. In Saarbrücken erfährt nun Concierto para un Resurgir, das Konzert für Gitarre und Orchester seine Weltpremiere, gemeinsam mit der Suite Sinfonica aus Montezuma e il Prete Rosso.

José Curas Misa de Réquiem wird am 9. Mai 2022 in Budapest uraufgeführt.

Distribué(e) 2021/2022