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Pascal Dusapins »Macbeth Underworld« und Sarah Nemtsovs »Ophelia« feiern Deutsche Erst- bzw. Uraufführung in Saarbrücken

Am Saarländischen Staatstheater kommen in den nächsten Spielzeiten gleich zwei neue Werke zeitgenössischen Musiktheaters auf die Bühne: Pascal Dusapins Oper »Macbeth Underworld« feiert in der Saison 2020/2021 in Saarbrücken seine Deutsche Erstaufführung (Premiere: 6. Februar 2021), zwei Spielzeiten später folgt dann die Uraufführung von Sarah Nemtsovs »Ophelia« (Premiere: Mai 2023). Im Mittelpunkt beider Oper stehen Figuren aus Shakespeare-Dramen, die aus bislang unbekanntem Blickwinkel betrachtet werden: In »Macbeth Underworld« blicken der König Schottlands und Lady Macbeth aus der Unterwelt zurück auf ihre schändlichen Taten, und in »Ophelia« wird der Stoff aus der Sicht der mehrfach verdoppelten Titelfigur neu beleuchtet.

Beide Komponisten sind außerdem »Artist in Focus« der jeweiligen Saison: Im Umfeld der Erst- bzw. Uraufführung werden zusätzlich weitere Kompositionen aus den Bereichen Konzert, Lied und Kammermusik ins Programm genommen – Gelegenheit, das Schaffen von Dusapin und Nemtsov in all seinen Facetten kennenzulernen.

MACBETH UNDERWORLD:
ABTAUCHEN IN DIE TIEFSTEN ABGRÜNDE DER MENSCHLICHEN SEELE

In Sachen Opernkomposition zählt der französische Komponist Pascal Dusapin längst zu den »alten Hasen«: Acht Opern stehen inzwischen auf der Liste seiner Kompositionen. Zumeist nach Vorlage von Schauspieltragödien entstanden ganz eigene, geheimnisvoll neuartige Werke, so »Roméo et

Juliette«, »Medeamaterial«, »Faustus. The Last Night« oder »Penthesilea«. Mit seiner neuesten Oper »Macbeth Underworld« taucht Dusapin in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele ein und schafft mit einer hochkomplexen Musik, die schillert und ungeheuer wandelbar ist, ein blutbeflecktes Werk, eine Parabel über die Machtgier der Menschen.

Macbeth, Königsmörder und so König Schottlands geworden, starb selbst nach seiner Schreckensherrschaft in Schottland eines gewaltsamen Todes. Macbeth und seine Lady blicken aus der Unterwelt zurück auf ihre Missetaten. So wie Dusapin hat Shakespeare noch niemand bearbeitet: »Man braucht keine Hexe zu sein, um diesem ›Macbeth‹ in der Oper von morgen eine Königs-Krone vorherzusagen«, so war es in der Brüsseler Uraufführungskritik zu lesen war.

Bodo Busse, Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters, hat sich für die kommende Spielzeit die Rechte an der Deutschen Erstaufführung gesichert: »Seit vielen Jahren verfolge ich mit großer Faszination das vielseitige Schaffen von Pascal Dusapin, den ich zu den ganz großen Komponisten unserer Zeit zähle. Gerade seine Bühnenwerke sind in ihrer psychologischen und mythologischen Tiefe mit ihrer schillernd-soghaften, kraftvollen und wunderbar für die menschliche Stimme geschriebenen Musik ein Beweis dafür, dass Oper keine Kunstform von gestern ist. Als ich mir für das Saarländische Staatstheater den Zyklus mit Shakespeare-Opern des 20. und 21. Jahrhunderts vorgenommen habe, den wir mit Frank Martins ›Der Sturm‹ ja bereits erfolgreich begonnen haben, habe ich uns sofort die Rechte für die deutsche Erstaufführung der neuen Shakespeare-Vertonung von Dusapin gesichert.«

»Macbeth Underworld« kommt als Koproduktion mit Les Théâtres de la Ville de Luxembourg auf die Bühne: Am 6. Februar 2021 feiert die Oper im Großen Haus des Saarländischen Staatstheaters ihre Deutsche Erstaufführung, am 12. Mai 2021 ist die Oper dann im Grand Théâtre Luxembourg zu sehen.

OPHELIA:
KOMPOSITIONSAUFTRAG DES SAARLÄNDISCHEN STAATSTHEATERS AN SARAH NEMTSOV WIRD VON ERNST-VON-SIEMENS-MUSIKSTIFTUNG GEFÖRDERT

Die Ernst-von-Siemens-Musikstiftung fördert den Kompositionsauftrag des Saarländischen Staatstheaters an die deutsche Komponistin Sarah Nemtsov für die Oper »Ophelia«.

»Ich freue mich sehr, dass die renommierte Ernst-von-Siemens-Musikstiftung unser Projekt unterstützt. Das ist eine wunderbare Wertschätzung für das große Musiktheaterwerk und verleiht uns noch mehr Kraft und Motivation bei der Umsetzung«, sagt Generalintendant Bodo Busse. Die Ernst-von-Siemens-Musikstiftung wurde im Jahr 1972 durch Ernst von Siemens, Enkel des Unternehmensgründers Werner von Siemens, ins Leben gerufen. Anfang 1973 nahm sie ihre Arbeit auf, seitdem verleiht die Stiftung jedes Jahr an einen Komponisten, Interpreten oder Musikwissenschaftler, der für das internationale Musikleben Hervorragendes geleistet hat, den Ernst-von-Siemens-Musikpreis.

Im Jahr 2020 vergibt die Ernst-von-Siemens-Musikstiftung insgesamt 3,6 Millionen Euro, der größte Teil kommt dabei der Förderung zeitgenössischer Musikprojekte weltweit zugute. Neben Kompositionsaufträgen werden Konzerte und Veranstaltungsreihen unterstützt, sowie Wettbewerbe, Akademien und Workshops, in denen junge Musiker, Komponisten und Dirigenten ihr Können unter Beweis stellen und von renommierten Meistern lernen.

Die Oper »Ophelia« soll nach der Uraufführung am Saarländischen Staatstheater im Mai 2023 auch an anderen Theatern nachgespielt werden können. Für »Ophelia« nach der Tragödie »The Tragicall Historie of Hamlet, Prince of Denmark« von William Shakespeare schreibt der deutsche, mehrfach preisgekrönte Schriftsteller Mirko Bonné zusammen mit Sarah Nemtsov eine gekürzte und verdichtete Fassung des originalen englischen Dramen-Textes in deutscher bzw. verschiedenen Sprachen. Englische Auszüge werden neu übertragen und inhaltlich weitergeführt. Bodo Busse: »Die dramaturgische Grundidee ist, den Stoff aus der Perspektive einer mehrfach verdoppelten Ophelia, die ihr Schicksal nicht einfach nur hinnimmt, sondern alternative Konfliktlösungsmodelle in den Manipulationen um sie herum selbst entwickelt, neu zu beschreiben.«

Parallel zu den Aufführungen werden theaterpädagogische Projekte laufen sowie ein Symposion über aktuelles europäisches Musiktheater. Im Umfeld der Produktion werden weitere Kompositionen von Sarah Nemtsov in den Bereichen Konzert, Lied und Kammermusik ins Programm genommen, die in der Spielzeit 2022/2023 am Saarländischen Staatstheater in der Reihe »Artist in Focus« präsentiert werden.

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