Großes Haus180 Min September 2021

Der Besuch der alten Dame

Eine tragische Komödie von Friedrich Dürrenmatt

Eine kleine Stadt irgendwo in Mitteleuropa. Früher gab es hier nicht nur eine florierende Industrie und eine bedeutende Eisen-Hütte, sondern man verstand sich auch als eine stolze Kulturstadt, in der selbst Goethe übernachtete und in der man mit dem Zug schnell die Metropolen Europas erreichte. Doch heute ist vom alten Glanz kaum noch was zu spüren. Die Gemeinde ist hoch verschuldet, die Zugverbindungen sind miserabel und viele Bürger*innen leben von Arbeitslosenunterstützung. Da kann man nur noch auf ein Wunder oder einen Sechser im Lotto hoffen. Und genau dieser Sechser scheint sich, in Gestalt einer Multimilliardärin, angekündigt zu haben. Claire Zachanassian, geborene Wäscher und Kind der Stadt hat sich zum Besuch angekündigt. Wie sie empfangen? Wie mit ihr umgehen? Diplomatie und Feingefühl sind gefragt, denn schließlich hofft nicht nur der Bürgermeister auf ihre Wohltätigkeit und Spendenbereitschaft, um endlich den Gemeindehaushalt sanieren zu können. Doch da zeigt sich Claire Zachanassian großzügiger, als man es sich in den kühnsten Träumen erhoffte. Eine Milliarde will sie spenden! Ja, eine Milliarde! Fünfhundert Millionen der Stadt und fünfhundert Millionen auf die Familien verteilt. Ihre einzige Bedingung: Gerechtigkeit! – Oder weniger moralisch: Rache! Genugtuung für das, was man ihr angetan hat. Alfred Ill, ihr ehemaliger Geliebter, der sie schwängerte und dann sitzen ließ, soll sterben. Nicht Geld oder Liebe, sondern Geld gegen Mord nach verratener Liebe. Empört lehnen die ehrlichen und guten Bürger der Stadt ab. Und doch fängt jeder an, mehr Geld auszugeben als man hat, denn schließlich machten es die anderen auch.
Dürrenmatts grandiose Tragikomödie ist eine urkomische Parodie auf eine Gesellschaft, in der alle moralischen Maßstäbe langsam, aber stetig verloren gehen und in der ein glückliches Leben mit Geld, und Geld mit Konsum gleichgesetzt wird. Als gäbe es nichts anderes als Shoppen.

Nach »Das Wunder von Verdun« in der Alten Feuerwache inszeniert der Schweizer Regisseur Gustav Rueb, der an vielen Stadt- und Staatstheatern gern gesehener Gast ist, diesmal im Großen Haus. Dabei ist nicht nur der Kinderchor des Saarländischen Staatstheaters, sondern auch das ensemble4 als Bürgerschaft.

 

 

Besetzung

Inszenierung

Gustav Rueb

Bühnenbild

Florian Barth

Kostüme

Dorothee Joisten

Musik

Heiko Schnurpel

Choreographie

Mona Kloos

Dramaturgie

Horst Busch

Licht

Daniel Müller

Claire Zachanassian

Verena Bukal

Alfred III

Gregor Trakis

Seine Frau

Martina Struppek

Seine Tochter

Laura Trapp

Der Bürgermeister

Raimund Widra

Der Pfarrer

Michi Wischniowski

Der Lehrer

Bernd Geiling

Der Polizist

Thorsten Köhler

Der Arzt

Thorsten Rodenberg

Ehegatten VII bis IX/ TV-Reporter

Silvio Kretschmer

Der Butler Boby/ Pfändungsbeamter

Alexander Ebeert

Koby und Loby (Video)

Thorsten Köhler
Silvio Kretschmer

EMPTY

Ensemble 4
Statisterie des Saarländischen Staatstheaters
Kinderchor des Saarländischen Staatstheaters

Video & Foto
Pressestimmen

»Das Ensemble überzeugt, die Partykulisse ist glamourös-bedrohlich und die Saarbrückenbezüge machen Laune. (...) Bukal spielt die "alte Dame" zürnend, tiefgetroffen und wunderbar arrogant. Und Trakis bringt Ills zunehmende Verzweiflung vortrefflich auf die Bühne. Alles in allem ein klasse Theaterabend.«
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SAARTEXT, 22. September 2021, Oliver Sandmeyer

»Großes Kino bieten die Emotionen in der Mimik Verena Bukals (...) Ein höchst philosophisches Sujet, das mit viel Witz und Gegenwartsbezügen unterhaltsam auf die Bühne gebracht wird.(...) Das Publikum war sich mit anhaltendem Applaus einig: eine äußerst gelungene Premiere.«

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OPUS Kulturmagazin, 20. September 2021, Tanja Block

»In seiner Bearbeitung von 'Der Besuch der alten Dame' zeigt das Saarländische Staatstheater komisch und nachdenklich machend zugleich einen packenden Psychothriller.«

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Saarländischer Rundfunk, Aktueller Bericht, 19. September 2021, Karsten Neuschwender