Draußen vor der Tür
Drei Jahre nach Stalingrad kommt Beckmann als Kriegsheimkehrer zurück nach Deutschland. Er findet ein Land vor, das sich im »neuen Leben« eingerichtet hat und von Krieg und Schuld nichts mehr wissen will. Für den tief traumatisierten Beckmann bleibt die Sehnsucht nach Heimat und Zugehörigkeit unerfüllt. Selbst die Elbe, in der er versucht, sich zu ertränken, spuckt ihn wieder aus.
Borcherts Text ist in seiner sprachlichen Dichte und poetischen Kraft ein literarisches Meisterwerk, das bei der Uraufführung 1947 als »Aufschrei einer ganzen Generation« verstanden wurde. Die weltweiten Kriege und Flüchtlingsströme machen Beckmann auch heute noch zum Zeitgenossen. In Saarbrücken führt Philipp Preuss, dessen Inszenierung »Hamlet« zum Berliner Theatertreffen 2023 eingeladen wurde, Regie.
Inszenierung
Philipp Preuss
Bühne
Ramallah Sara Aubrecht
Kostüme
Eva Karobath
Musik
David Rimsky-Korsakow
Video
Konny Keller
Licht
Björn Schöck
Dramaturgie
Simone Kranz
Regieassistenz
Natalie Klimpel-Stibbe
Theaterpädagogische Betreuung
Anna Arnould-Chilloux
Bühnenbildassistenz
Zhihui Liu
Kostümassistenz
Mira Schmidt
Inspizienz
Christiane Groß
Soufflage
Christine Ast
Beckmann, einer von denen
Michi WischniowskiEin Mädchen, dessen Mann auf einem Bein nach Hause kam
Lea OstrovskiyEin Oberst, der sehr lustig ist
Fabian GröverSeine Frau, die es friert in ihrer warmen Stube (Stimme)
Verena BukalDie Tochter, gerade beim Abendbrot (Stimme)
Lea Ostrovskiyderen schneidiger Mann (Stimme)
Sébastien JacobiEin Theaterdirektor, der mutig sein möchte, aber dann doch lieber feige ist
Sébastien JacobiFrau Kramer, die weiter nichts ist als Frau Kramer, und das ist gerade so furchtbar
Verena BukalDer alte Mann, an den keiner mehr glaubt
Raimund WidraDer Beerdigungsunternehmer mit dem Schluckauf
Jan HutterEin Straßenfeger, der gar keiner ist
Jan HutterDie Elbe (Stimme)
Verena BukalLive-Kamera
Konny Keller»Im Staatstheater hat Wischniowski keine Scheu davor, alle Verzweiflungstöne eines Seelen-Wracks anzuschlagen. Dafür bekommt er vom Publikum viele, sehr viele Bravos. Mit Schlamm verschmiert ist er, wie eine Figur aus dem Erste-Weltkriegs-Filmdrama ›Im Westen nichts Neues‹, er hinkt, torkelt, krümmt sich, spielt sich schier um den Verstand (...).«
Cathrin Elss-Seringhaus, Saarbrücker Zeitung, 15. Januar 2024
»Preuss wirft den erneut furios aufspielenden Beckmann-Darsteller Wischniowski in einen sozialen Albtraum. (...) ›Draußen vor der Tür‹ ist ein konfrontativer, bedrückender und mitreißender Strudel. Ein Stück mit langem Nachhall.« Mehr lesen ...
Oliver Sandmeyer, Saartext, 15. Januar 2024
»Aus dem Albtraum macht Philipp Preuss einen ›normalen‹ Traum, wo sich Bekanntes vermischt, Menschen mit Stimmen anderer sprechen, manches unsinnig, anderes auf eigene Art logisch ist. Den kraftvollen, klaren, oft aber kunstlosen Klagen Beckmanns begegnet er mit ebenso kraftvollen und klaren, ihre handwerkliche Finesse aber niemals verhehlenden Bildern.«
Nachtkritik, Martin Thomas Pesl, 14. Januar 2024
»Preuss' ›Draußen vor der Tür‹ ist eine Mischung aus intensivem, aber intimem Charakterschauspiel auf der einen Seite und einer gewaltigen Wucht auf der anderen (...). Den größten Applaus vom begeisterten Saarbrücker Premierenpublikum bekommt zu Recht Hauptdarsteller Michi Wischniowski, der durch dieses wieder einmal hochaktuelle Kriegsdrama drängt.«
SR 2 KulturRadio, Chris Ignatzi, 14. Januar 2024
»Preuss und Aubrecht beherrschen meisterhaft das Bildertheater auf der großen Bühne: Der Vorhang geht immer wieder auf und zu, es werden Videobilder darauf projiziert, Gesichter in Großaufnahme, die mit Beckmann Gespräche führen. Den Situationen, die im Text traumartig beschrieben sind, wird hier eine einprägsame Ästhetik gegeben.«
Martin Thomas Pesl, Deutschlandfunk Kultur, 13. Januar 2024
»Die bildmächtige und starke Saarbrücker Inszenierung ist in dieser von Krisen und Kriegen gebeutelten Zeit eine Mahnung genau zur rechten Zeit.«
Uwe Loebens, aktueller bericht (SR)