Frühlings Erwachen
BEGEHREN UND AUFBEGEHREN
Schulangst und ungewollte Schwangerschaft
Nehmen wir uns kurz Zeit für eine Erinnerung. Erinnern wir uns an unsere erste Liebe, die ersten tollpatschigen Körperkontakte mit der großen »Flamme« und das kindlich schlechte Gewissen, wenn uns die Eltern halb wissend, halb ahnungslos angeschaut haben, wenn wir zu spät von der Party oder mit rotem Kopf aus dem Kinderzimmer kamen. Wie fühlt sich das an? Melancholisch? Frank Wedekind hat in seinem Drama »Frühlings Erwachen « genau diese Momente zu großem Theater verarbeitet – und das schon 1881. Doch geht es ihm nicht nur um Aufklärung und die Frage, welche Moralvorstellungen wir der nächsten Generation mit auf den Weg geben sollen, sondern um unsere Gesellschaft als Ganzes. Natürlich denken wir an die Moralvorstellungen des preußischen Kaiserreichs, an Zucht und Ordnung, hochgeschlossene Kragen und Uniformen. Die moralische Pickelhaube, die Melchior, Moritz und Wendla tragen, ist dabei eine Metapher für das Begehren, das im Wort »Aufbegehren« steckt. Steckt man selbst in der Pubertät, sind viele Erfahrungen schmerzhaft und scheinen so überflüssig wie Akne. Sind wir erwachsen geworden, sollten wir uns dann und wann an die Gefühle von damals erinnern, erst recht, wenn wir selber Jugendliche bei der Achterbahnfahrt der Hormone begleiten. »Frühlings Erwachen« konnte erst 25 Jahre nach der Fertigstellung des Textes uraufgeführt werden, und Frank Wedekind war das Enfant terrible des Theaters im Vorkriegsdeutschland. Bis heute ist sein Stück die Messlatte für alle, die sich mit dem Thema Moral und Erwachsenwerden beschäftigen.
Hinweis:In der Inszenierung kommen Stroboskoplichteffekte zum Einsatz.
Inszenierung
Magali Tosato
Bühnenbild und Kostüme
Mirella Oestreicher
Musik
Hans Block
Dramaturgie
Simone Kranz
Melchior Gabor
Michi WischniowskiHerr Gabor
Sébastien JacobiFrau Gabor
Gaby PochertWendla Bergmann
Laura TrappHerr Bergmann
Sébastien JacobiFrau Bergmann
Gaby PochertMoritz Stiefel
Thorsten RodenbergMartha
Barbara KrzoskaIlse
Barbara KrzoskaDer vermummte Herr / Professor Sonnenstich
Sébastien Jacobi»Zweifellos hat sie [Magalie Tosato] Wedekind mutig auf zeitgenössische Lesbarkeit getestet, hat in der altbekannten, angestaubten Geschichte lebendige Substanz frei gelegt. Dafür holten sich Team und Ensemble sehr langen Applaus.«
Cathrin Elss-Sehringhaus, Saarbrücker Zeitung
Laura Trapp spielt eindringlich. Und Thorsten Rodenberg brilliert vor allem in den Szenen des Wahns.
Kristin Brück, Saartext
»Die saarbrücker Inszenierung verzichtet auf eine radikale Aktualisierung des Stückes. Eine ihrer Stärken ist die bei den Zuschauern aufsteigende Frage: „Wie war das eigentlich bei mir?“«
Uwe Loewens, SR Fernsehen