Die Leiden des jungen Werther
Wer kennt das nicht? Dieses erste stürmische Verliebtsein, dieses Verlangen nach dem geliebten Menschen, das uns nicht schlafen lässt und uns jedwede Konzentration raubt. Dazu dieses schier unerträgliche Warten. Auf die nächste WhatsApp, auf die nächste Mail, das auf das nächste Selfi e. Jeder Facebook-Eintrag, jeder neue Instagram-Follower wird mal skeptisch, mal freudig registriert. Hatte der junge Werther es damals einfacher? Zu einer Zeit, in der ein Brief so schnell befördert wurde, wie ein Pferd laufen konnte? Und er auf Post seiner Lotte tagelang warten musste? Wir wissen es nicht, und doch verstehen wir Werther, wenn er sagt: »Manchmal sag’ ich mir: Dein Schicksal ist einzig, so ist noch keiner gequält worden. Dann lese ich einen Dichter der Vorzeit, und es ist mir, als sähe ich mein eigenes Herz.«