Konzertsaison: Messer

Post-Punk, Dub und Reggae aus Münster …

Konzertsaison: Messer

Die Band Messer aus Münster spielt Post-Punk, Dub und Reggae in der sparte4 - Der Kartenverkauf startet am 5. Januar 2024!

Wo ein Krater liegt, muss es einen Vorfall gegeben haben. Etwas ist eingeschlagen oder ausgebrochen, wo jetzt Ruhe ist. 2012 spien Messer ein fiebriges Debüt in die brodelnde Begeisterung für Punk aus Deutschland und wuchsen zu einer prägenden Stimme im Post-Punk-Revival der Zehnerjahre – vermutlich gerade, weil sie bis heute quer zur Gegenwart liegen, sie zwar im Blick haben, streifen, aber eben nicht in ihr aufgehen oder sich von ihr treiben lassen. Zahlreiche Rockbands reden sich so ihren Stillstand schön, wo die Gruppe Messer der Glaube an das Format Band nach vorne bringt. Vier Menschen – Pogo McCartney, Milek, Hendrik Otremba, Philipp Wulf – die immer wieder zusammenkommen, aus ihren Leben und sonstigen kreativen Arbeiten, mit neuen Bekanntschaften und Impulsen, um auszutarieren, wie ihre gemeinsame ästhetische Vision eigentlich gerade aussehen kann.

Dem neuen Album ist die Feier dieses Konzepts anzuhören. Was auf den letzten beiden Platten noch wild wucherte, ist nun stärker begriffen in Richtung Dub und Funk und gibt zugleich Sicherheit für weiterführende Expeditionen. Kratermusik ist entstanden! Jede Seite ein anderes Bild, eine andere Szene mit anderen Figuren, zusammengehalten von einem Einband, einer Motivwelt, einem Sound, der dieses Mal dicht, aber umso detaillierter ausfällt. In einem Prozess über zwei Jahre haben Messer immer wieder Schichten auf- und abgetragen, zu denen insbesondere charismatische Synthesizer und die nun wieder zahlreichen Gäste beigetragen haben.

Und: Messer entdecken die Lust an der Pointe. Weniger im Sinn von Gags, sondern als Strukturmerkmal, als kreativer Motor: Der Humor hat sich im Prozess entwickelt, passt aber zum eher kompakten Sound der neuen Platte: Beides baut Pathos ab, lange dominanter Modus der Band. Vielleicht ist das ein Zeichen zunehmender Souveränität („Humor durch Reife“ nennt es Otremba einmal im Gespräch), womöglich aber auch ein notwendiger, zeitgemäßer Umgang mit nicht minder schweren Themen. Vergänglichkeit zieht sich durch die Texte, biografisch und abstrakt, als Erlösung und Last, eingefasst in Zeilen, durch die dann doch recht deutlich unsere Gegenwart hallt. „Frieden finden – aber wie?“ Messer bleiben also ambivalent, fragend und suchend, gerade wenn es um Krieg und Frieden oder die Zukunft des Planeten geht.

Im Vorrang des Ästhetischen ist Kratermusik ein typisches Messeralbum, auch in seiner gewohnten Überschreitung dessen, was Post-Punk sein kann. Vielfältiger klang diese Band nie, ihr Referenzsystem bleibt undurchschaubar: Metaphern nie ganz auflösen, Motive immer neu ausleuchten, Sounds nochmal anders aufeinander beziehen. Irgendwo brodelt sicher schon das nächste Thema, die nächste Verwandlung, aber jetzt gilt es erstmal, durch die verwinkelte Kraterlandschaft zu steigen, die Messer 2024 charakterisiert – und ihren Status als herausragende Band ihrer Generation mit dicker Linie unterstreicht.

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