Bezahlt wird nicht!
FRAMSTAG
Wenn der Kragen an der Wursttheke platzt
Unser Leben besteht aus immer mehr Schnäppchen. Sogar die Abstände zwischen den Schweizer Schoko-Gipfeln werden immer größer, damit wir nicht merken, wie wir für dumm verkauft werden. In Dario Fos Komödie sind es die Kundinnen eines Supermarktes, denen der Kragen platzt. Sie üben zivilen Ungehorsam zwischen Fleischtheke und Sonderangebots-Palette. Dumm nur, dass sich die gesetzestreuen Ehemänner nicht von so viel revolutionärem Geist anstecken lassen. Und dann kündigen die Carabinieri auch noch Hausdurchsuchungen an.
„Bezahlt wird nicht!“ ist ein irre verrücktes italienisches Stück, dessen Autor Dario Fo die Kunst und die Sozialkritik wie kein anderer meisterhaft miteinander verwob. Mehrfach wurde er direkt auf der Bühne verhaftet – und das nicht im 19. Jahrhundert, sondern um 1970. Als die Deutschen begannen, sich für Rimini und Rucola zu interessieren, war Fo das Enfant terrible Italiens und wurde mal eben 15 Jahre von der RAI fürs Radio „gesperrt“.
All dies wäre schon ein Grund, seinen Klassiker wieder einmal zu inszenieren. Dass dieser nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat und Dario Fo 2016 für immer den Stift aus der Hand gelegt hat, soll uns weiterer Antrieb sein. „Avanti, popolo!“ mag man rufen – von montags bis framstags.
Inszenierung
Johanna Wehner
Bühnenbild
Johanna Wehner
Kostüme
Elisabeth Vogetseder
Musik
Felix Johannes Lange
Dramaturgie
Horst Busch
Antonia
Verena BukalMargherita
Anne RieckhofGiovanni
Thorsten LoebLuigi
Sébastien JacobiPolizist, Carabiniere, Leichenbestatter, Alter, Bankdirektor, Möbelpacker
Philipp WeigandGregor Trakis
"Dieser feministisch und sozialistisch aufgemöbelte derbe Jux wird in der Feuerwache aufgefrischt durch einen anarchischen Humor (...) Wehner verweigert sich den Komödien-Regeln von Rasanz und Turbulenz. Durch stumme Clownerien und Vorwärtsrückwärts-Sprechen sorgt sie für mitunter enervierende Stauungen, die den Abend nicht eben bekömmlich machen. Doch nicht nur das ist auf imponierend selbstbewusste Art querköpfig (...)"
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Saarbrücker Zeitung, 13.11.2017, Cathrin Elss-Seringhaus
"Doch die Regisseurin Johanna Wehner will mehr: Will den bei Dario Fo noch holzschnittartig vereinfachten Klassenkampf zwischen denen da unten und denen da oben übertragen auf den globalen Spätkapitalismus heute (...) Und deshalb inszeniert Johanna Wehner den Text als groteske Parodie auf eine Welt, in der nichts mehr so ist wie es scheint und das Fehlen von Gewissheiten sich nur noch als dadaistischer Schwachsinn darstellen lässt."
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SR2 Kulturradio, 12.11.2017, Reingart Sauppe