Das Knurren der Milchstraße
Menschelnde Gesellschaft – Vom Versuch, diese Welt ein bisschen besser zu zeigen
Läuterung hat in dieser Welt mit Greta Thunberg ein Gesicht bekommen. Und: eine Berechtigung. Denn ja, Wut über den hirnlosen Umgang mit unserem Planeten durch seine Bürger*innen und speziell durch gewählte Vertreter*innen, nämlich Staatsoberhäupter, darf da schon sein. Und an konstruktiven Vorschlägen, wie Erderwärmung zu mindern ist, mangelt es glücklicherweise nicht mehr.
Gute Mischung, dachte sich der Gegenwartsdramatiker Bonn Park und ließ seinem Bedürfnis, die Mächtigen dieser Welt ganz menschlich zu zeigen, freien Lauf. Donald Trump, Kim-Jong Un, Angela Merkel, Heidi Klum u. v. m. begegnen im Stück in Miniaturen ihrer bürgerlichen Hilflosigkeit, ihrem Humor, ihren anarchischen Phantasien, ihren Empfindungen weitab der Oberflächlichkeit und wir ahnen: Eine andere Welt ist möglich. Das sagt auch der Außerirdische, der uns besuchen kommt. – Na, dann! Dass Park sprachlich in die Kuschelkiste greift, dass er mit einem reuevollen, homosexuellen Donald, einer wirklich sozialen und weinerlichen Angela, einer fetten Heidi und einem die beiden Koreas vereinigen wollenden Kim-Jong absurdeste Utopien formuliert, ist ein hinreißender Coup fernab von hinderlicher Ironie. Viel mehr noch verabreicht er uns mit seinem preisgekrönten »Knurren der Milchstraße« eine globale Kopfwäsche, ein unmissverständliches »Stopp!«: »Ihr braucht einen richtigen Wendepunkt.«, sagt ein kleines Mädchen im Stück (hat sie Zöpfe?). »Einen echten, ehrlichen, ganz ganz ehrlichen Wendepunkt, wütend und spektakulär, mit Glitzer und Tränen.« Also, auf dann! Bonn Park leistet einen außerordentlichen Beitrag zur Selbstannahme der Menschheit.
Maxime Mourot assistierte in Luzern und Bern und studiert seit 2016 Regie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Seine Inszenierungen waren am Luzerner Theater, dem Saarländischen Staatstheater, im Theater im Bauturm in Köln und im Frankfurt LAB zu sehen.
Inszenierung
Maxime Mourot
Bühnenbild und Kostüme
Kati Stubbe
Dramaturgie
Bettina Schuster-Gäb
Licht
Kai Becker Nico Paulus
Der fiese Kinderchor
Laura TrappLaura Trapp, Verena Bukal, Sébastien Jacobi
EMPTY
Verena BukalSébastien Jacobi
Der ernüchterte Donald Trump
Verena BukalDie fette Heidi Klum
Verena BukalDie traurige Angela Merkel
Laura TrappDie manisch-depressive Kassandra aus dergriechischen Mythologie
Laura TrappDer mahnende Außerirdische
Sébastien JacobiDer fassungslose Kim Jong-un
Sébastien JacobiDie gelassene Giraffe
Sébastien Jacobi«Die
Sparte 4 des Saarbrücker
Staatstheaters
gibt damit einen
kurzweiligen
und humorvollen
Abend. (...)Im Saal
wird oft gelacht, das Publikum ist entspannt. (...) Zweifellos
einer der Höhepunkte des Abends ist
der Monolog von Angela Merkel, die
Laura Trapp fulminant gibt.»
Saarbrücker Zeitung, 7. Juni 2021, Sophia Schülke
«Ein bisschen schwankt dieses Stück zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen komödiantischen und fast clownesken Momenten, die die 20 Zuschauer in der sparte4 zum Lachen bringen (...) Ein Trip, das trifft es ganz gut, ist dieser kurzweilige Abend irgendwie, der ganz klar polarisiert.(...) und das liegt vor allem daran, dass die Schauspieler Laura Trapp, Verena Bukal und Sébastien Jacobi durch ihr großartiges Spiel die Geschichte dort treffen, wo sie mich nicht abholt.»
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SR2Kulturradio, 7. Juni 2021, Chris Ignatzi