Das Knurren der Milchstraße
Die Welt von heute ist ein komischer Ort. Obgleich dringende Weichen gestellt werden sollten, um den Fortbestand (nicht nur) der menschlichen Rasse zu sichern, wir uns zuallererst also um die Lösung zukünftiger Probleme bemühen sollten, passiert nach dem Wenig bis Garnichts der vergangenen Jahrzehnte dieser Tage fast nur noch Rückwärtsgewandtes. Es gibt Wenige, die der ganzen Kursrichtung ein deutliches »Stopp!« entgegenbrüllen, während eine gänzlich dekadente Wohlstandsgesellschaft wie Lemminge in ihr Verderben rennt. Und währenddessen sogar noch Zeit findet, sich über schulschwänzende Umweltschützer zu echauffieren.
Der junge deutsch-koreanische Dramatiker und Regisseur Bonn Park hat uns mit seinem preisgekrönten »Knurren der Milchstraße« von 2017 eine globale Kopfwäsche verabreicht, wenn er selbst im Körper eines 11-jährigen Schulmädchens die Bühne betritt und spricht: »Ihr braucht einen Wendepunkt. Einen richtigen Wendepunkt. Einen echten, ehrlichen, ganz ganz ehrlichen Wendepunkt, wütend und spektakulär, mit Glitzer und Tränen.« Und wir pflichten bei! Was der Menschheit jetzt fehlt, sind deutliche Worte, die Bonn Park gefunden hat, eine Kehrtwende, die er geschaffen hat, vom eben noch Schlechten zum ab sofort Guten. Und alle machen mit! Der ernüchterte Donald Trump, der fassungslose Kim Jong-Un, die traurige Angela Merkel und viele andere zeigen sich einsichtig, sprechen vom Umkehren und Weisewerden, während die fette Heidi Klum alles Furchtbare und Schreckliche aufisst, alle »Diktatoren und die Ölindustrie, Vorgesetzte und Jurys, kalte Winter und Hotelpromenaden«, und das alles, um gemeinsam mit ihrem Publikum einen Abend lang das Ruder herumzureißen, bevor es endgültig zu spät ist.
Inszenierung
Maxime Mourot
Bühnenbild und Kostüme
Kati Stubbe
Dramaturgie
Bettina Schuster-Gäb
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Verena BukalLaura Trapp
Sébastien Jacobi