Die Bettwurst
Eine banale Liebesgeschichte. Man trifft sich, verfällt einander und teilt fortan ein Leben mit allem, was in der Bundesrepublik zur Gutbürgerlichkeit dazu gehört: Da ist der Schrebergarten, da sind die Fotoalben, die Teppiche müssen gesaugt werden, man feiert gemeinsame Weihnachten und geht ins Tanzlokal. Auf die letzten Meter hat’s noch ’ne Entführung. So lässt sich der Inhalt von Rosa von Praunheims Kultfilmgroteske »Die Bettwurst« aus dem Jahr 1971 wohl kurz und treffend zusammenfassen. Die Darreichungsform ist dabei schrill und kompromisslos (und durch die Laienhaftigkeit beider Hauptdarsteller – Rosas Tante Luzi Kryn und Dietmar Kracht, den Praunheim in der Westberliner Stricherszene »entdeckt« – mitunter auch schwer zu ertragen).
Es ist vor allem diese scheinbar dilettantische Machart, die Praunheims erste Filme kennzeichnen und die deswegen sicherlich auch in der Tradition der als »campy« erlebten Kunst zu betrachten sind. Wobei nicht alles, das vermeintlich lächerlich oder misslungen wirkt, das Prädikat »camp« auch wirklich verdient – nach Susan Sontag müssen theatralische Aspekte sichtbar werden, verspielt muss es sein, und leidenschaftlich. Und »unwahrscheinlich« leidenschaftlich, das ist »Die Bettwurst« unbedingt!
Rosa von Praunheim wurde 1942 als Holger Mischwitzky im lettischen Riga geboren. Erste Projekte Ende der 60er Jahre machten ihn bekannt, bevor ihm 1970 mit »Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt« der Durchbruch gelang. Auf dem Höhepunkt der Aidskrise outete Praunheim, der auch als Begründer der deutschen Schwulenbewegung gilt, 1991 Prominente wie Alfred Biolek und Hape Kerkeling öffentlich im deutschen Fernsehen – eine umstrittene Aktion, die jedoch maßgeblich zur gesellschaftlichen Akzeptanz von Lesben und Schwulen in Deutschland beitrug.
Übrigens: Die gemütliche Spartenbar ist für Sie ab einer Stunde vor Beginn durchgehend bis Open End geöffnet – Getränke dürfen mit an den Platz genommen werden
Musikalische Leitung
Achim Schneider
Inszenierung
Paul Spittler
Bühnenbild und Kostüme
Cleo Niemeyer
Video
Leonard Koch
Dramaturgie
Gesa Oetting
Licht
Nico Paulus Nils Fiene
Luzi
Christiane MotterDietmar
Thorsten KöhlerChor
Laura TrappJan Hutter
Michi Wischniowski
EMPTY
Band: Achim Schneider, Jochen Lauer, Cordula Hamacher
»Am Freitagabend hat Paul Spittlers ›Bettwurst‹-Inszenierung Premiere in der Sparte 4 erlebt – eine große Gaudi, die schon vor dem tatsächlichen Beginn schrägen Charme versprüht. (...) Die Inszenierung in Saarbrücken ist ein Fest für alle Beteiligten, nicht zuletzt für die Mimen (...) Thorsten Köhler erweist sich als wonnige Rampensau.«
Tobias Kessler, Saarbrücker Zeitung, 05. Juni 2023
»Schrill, laut, bunt, lustig, kurzweilig und mit vielen Zitaten aus dem Film präsentiert sich die Inszenierung in der sparte4. (...) Die Schauspieler, allen voran die bei- den Hauptrollen, überzeugen voll und ganz! Mit einer Glanzleistung reißen sie den Saal mit, spielen mit Klischees und Übertreibung. Sehenswert!« Mehr lesen ...
saartext, Michael Schmitt, 05. Juni 2023
»Da wird einem wirklich ein Spektakel der Extraklasse geboten. In der sparte4 wird ein theatralisches und musikalisches Feuerwerk gezündet.« Mehr hören ...
SR 2 KulturRadio, Jana Bohlmann, 02. Juni 2023
»Mit der Bettwurst hat die Sparte4 auch über diese Spielzeit hinaus ihren Publikumsmagneten gefunden!« Mehr lesen ...
OPUS-Magazin, Burkhard Jellonnek, 06. Juni 2023